Ich behaupte mal, dass jeder Mensch, der schreibt, oder malt oder Musik komponiert, eine Inspiration braucht. Keine Idee fliegt einfach so durch die Luft, sondern sie kommt von irgendwo her. Manchmal ist das ein Wort, ein Satz, eine Szene, ein Lachen, ein Moment, ein Ton, ein Gefühl. Man kann Inspiration, den Moment, in dem einem die zündende Idee kommt, nicht definieren.
Aber man kann diesen Moment – meiner Meinung nach – provozieren. Kann das Leben herausfordern, Inspirationen auszuschütten. Die Kunst ist es dann, diese zu erkennen und zu verarbeiten.
Dazu schaffe ich mir Rituale. Ich schreibe nicht einfach zu Hause am Küchentisch oder auf meinem Sofa. Ich suche mir Orte zum Schreiben, an denen ich oft schreibe und die ich selten besuche, ohne zu schreiben. Interessanterweise klappt das. 😉 Wenn ich in einem Café sitze, fangen die Gedanken in meinem Kopf an, Saltos zu schlagen. Natürlich entsteht nicht durch jeden Cafébesuch ein Text (schön wär’s), aber wenn ich es zulasse, kommen mir Ideen. Verse, Reime, Sätze, Worte, Ausdrücke, Bruchstücke. Und manchmal eben etwas so faszinierendes, inspirierendes, dass ich anfange, zu schreiben.
Ich habe mal eine recht bekannte Buchautorin, bei der ich einen Workshop gemacht habe, gefragt, wie und wo sie schreibt. Sie hat mir gesagt, dass sie immer ein Diktiergerät dabei hat, um jede Idee gleich festzuhalten. Ehrlich gesagt halte ich das für ziemlichen Schwachsinn. Denn ich bin mir recht sicher, dass ihr die besten Ideen auch immer dann kommen, wenn sie das Diktiergerät gerade nicht dabei hat, weil sie dann nicht auf die Idee wartet, völlig entspannt ist und so viel offener. Und die meisten Ideen wirken doch nur halb so schön, wenn man sie ganz profan ausspricht („ich mach jetzt mal was über’s Fernsehen“ oder „das ist ein schönes Wort: Flic Flac“). Ist „Flic Flac“ dann noch ein schönes Wort? Wenn man sich 5 Stunden später zu Hause anhört, dass man in ein schlechtes Diktiergerät 10mal „Flic Flac“ gesagt hat? Ich behaupte: nein.
Wie gesagt: Ideen fliegen nicht durch die Luft, sie entstehen im Kopf. Und deshalb muss man den Kopf in eine Stimmung bringen, in der er Ideen bildet. Jetzt ist Frühling, was gibt es entspannenderes, als im Park am See zu sitzen und den Gänsen zuzuschauen? In solchen Stimmungen werde ich kreativ. Wenn ich mich zu Hause an den Schreibtisch setze und ein leeres Blatt und einen angespitzten Bleistift vor mich lege, kann ich mir sicher sein, dass mir nichts einfallen wird. Dann falle ich zurück auf alte Reime, auf „Sonne – Wonne“ und „Herz – Schmerz“ – Reime, die kein literaturinteressierter Mensch dieser Welt mehr hören kann.
Wenn ich mich an meinen Schreiborten befinde, geht mir das nicht so. Wenn ich mich 10 Minuten zurücklehen und einfach nur die Sonne auf meinem Gesicht spüren und an nichts denken kann, dann kommt irgendwann doch der passende Reim auf ein schönes Wort.
Und wenn mir die Ideen doch ganz spontan kommen, dann gibt es ja immer noch das gute alte Notizbuch, denn wenn eine Idee geschrieben nicht schön aussieht, dann kann ich sie gleich vergessen und sie aus meinem Kopf streichen und muss nicht ewig überlegen, wie ich sie in einen Text einbauen kann.
Was auch helfen kann, ist Musik. Musik mit lyrischen Texten. Meine Lieblingsbands inspirieren mich sehr, ich werde von den Reimen und von den Bildern inspiriert, von der nachdenklichen Stimmung. Und ich höre viel solche Musik, wenn ich schreiben will.
Wie gesagt: ich brauche Rituale zum Schreiben. Sonst klappt die Sache mit der Inspiration einfach nicht.
Viel Erfolg,
Julia